Warum das Prinzip der Gleichwürdigkeit im Arbeitskontext, Coaching, bei der digitalen Transformation, in Partnerschaften häufig einem Wunder gleicht und was Wandel und  New Leadership damit zu tun haben (2. Teil)

Warum das Prinzip der Gleichwürdigkeit im Arbeitskontext, Coaching, bei der digitalen Transformation, in Partnerschaften häufig einem Wunder gleicht und was Wandel und New Leadership damit zu tun haben (2. Teil)

Quick Note 1: Das Gleichwürdigkeitsprinzip meint nach Jesper Juul, in Beziehungen anzuerkennen, dass alle Menschen, egal welchen Alters, von gleichem Wert sind, um die persönliche Würde und Integrität des anderen zu respektieren. Gleichwürdigkeit ist, so Juul, eine der entscheidendsten Qualitäten in zwischenmenschlichen Beziehungen. Die gesündesten Beziehungen stellen sich dann ein, wenn die Beziehung eine „Subjekt-Subjekt-Beziehung“ und keine „Subjekt-Objekt-Beziehung“ ist. Gleichwürdigkeit sei ein dynamischer Prozess, um die wir uns jeden Tag aufs Neue bemühen sollten. Gleichwürdigkeit sei zudem die Grundlage dafür, dass Beziehungen ein Leben lang von Vertrauen und Liebe geprägt seien. Juul sieht Gleichwürdigkeit als eine Grundhaltung an, und es geht ihm dabei auch um Anerkennung.  

 

Wie hängen das Prinzip der Gleichwürdigkeit nach Jesper Juul, die
digitale Transformation und New Leadership miteinander zusammen?

 

Die Welt befindet sich seit einiger Zeit in rasantem, insbesondere digitalem Wandel. Aber natürlich findet dieser Wandel nicht nur im digitalen Raum oder Kosmos statt, sondern auch gesamtgesellschaftlich wie global sind die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen längst zu neu gelebten Realitäten geworden. Ob wir wollen oder nicht: Die VUCA-Welt hat uns fest im Griff, und seit einem Jahr auch COVID-19.
Nur Weniges scheint so, wie es einst über Jahrzehnte etabliert und gesellschaftlich akzeptiert war, zu funktionieren. Die „alten“, starren Ordnungs- und Organisationsprinzipien greifen für unsere lokalen wie globalen Herausforderungen viel zu kurz und sind stark „ausbaufähig“ bzw. entwicklungsbedürftig.
Gefühlt befinden wir uns im „Auge des Sturms“ – zumindest würde ich es momentan so beschreiben. Es passiert, ist „voll im Gange“ und wir sind mitten drin. Von außen lassen sich beide Systeme nicht wirklich steuern. Oder doch? Das ist ja gerade die Frage. Wie können wir einen Virus „steuern“ oder „handeln“, der bereits zum ca. 4. Mal mutiert hat und auch noch weiter mutieren wird? Von außen können wir nicht, ohne Weiteres, die Steuerungs- und Reproduktionsmechanismen einsehen bzw. diese schnell genug „dekodieren“, um die „Skripte“ umzuschreiben.

 

Die digitale Transformation kann mittels des Subsidiaritätsprinzips die gleichwürdige Teilhabe fördern

 

Die digitale Transformation ist auch nur bedingt steuerbar. Allerdings lässt sie sich eher als der Virus zu unserem Vorteil nutzen und damit auch in Teilaspekten navigieren und in unsere Arbeitsprozesse integrieren. Daran haben wir uns quasi schon gewöhnt. Was nicht bedeutet, dass es zu keinen Konflikten kommt oder anderen Missverständnissen, weil wir auch virtuell sehr gut „aneinander vorbei“ reden können, wie wir alle seit spätestens letztem Jahr wissen.  

Der Punkt ist der, dass der breit angelegte „Shift“ oder evolutionäre Wandel der Organisationsprinzipien von der hierarchische Pyramidenstruktur zur agilen, wabenartigen Netzwerkstruktur am überzeugendsten umgesetzt werden kann, wenn die betroffenen Menschen gleichwürdig an der Gestaltung der neuen Prinzipien und Systeme teilhaben können. Es ist nicht angebracht, sie als passive Objekte zu betrachten, die irgendwie während des Prozesses „mitgenommen“ werden. Im Gegenteil, es ist viel wertschätzender und auf lange Sicht fruchtbarer, sie als aktive Subjekte – von Anfang an – in die transformatorischen Wandlungsprozesse einzubinden, sie zu integrieren, ihre Individualität anzuerkennen und sie wiederkehrend nach ihrer Meinung, ihren Ideen und Wünschen sowie ihren Bedürfnissen und Bedenken zu fragen.

 

Diese Haltung und Vorgehensweise der gleichwürdigen Teilhabe, kann als der Schlüssel im Hinblick auf eine erfolgreiche Transformation betrachtet werden. Es geht hierbei auch, um die seitens der Führung ermächtigten und befähigten Mitarbeiter*innen und (neuer) Führungskräfte sowie weiterhin betroffener Community-Mitglieder und anderer Kreise, zur eigenverantwortlichen Selbstführung im Sinne der agilen Selbstorganisation.
Die netzwerkartige Ordnungsstruktur der agilen Organisationen ist durch das zentrale Grundelement oder Prinzip der Subsidiarität gekennzeichnet. Das Subsidiaritätsprinzip haben die Autoren in ihrem Manifest für agile Softwareentwicklung damals nicht explizit genannt, lässt sich aber indirekt aus einigen der anderen Prinzipien ableiten.

Die Subsidiarität bedeutet, dass unabhängig ob CEO, Führungskraft oder Sachbearbeiter*in, jede*r entscheidet in seinem*ihrem Verantwortungsbereich selbst und handelt eigenverantwortlich – ohne den Blick für das große Ganze nicht zu verlieren. Die Entscheidungen werden dezentral getroffen, d.h. an den Stellen, wo sich das spezifische Wissen befindet und die Auswirkung der Entscheidung sich zuerst zeigen wird oder zum tragen kommt. Die definitiv momentanen und in absehbarer Zeit weiter zunehmend komplexen, gesellschaftlichen und globalen Herausforderungen und Rahmenbedingungen lassen etwas wie „kollektive Intelligenz“ oder „Schwarmintelligenz“ entstehen. Jede*r Mitarbeiter*in, ja, jedes Individuum verfügt im ihren*seinen jeweiligen Bereich für gewöhnlich über bessere oder stimmigere Entscheidungsgrundlagen, als jeder zentrale Intellekt sie je haben kann.  

 

New Leadership hat für mich Bestandteile beider Prinzipien und ist führen im Dialog mit emotionaler Intelligenz, als auch mit diversitätssensibler Weitsichtigkeit und der Förderung von individuellen Potenzialen

 

New Leadership hängt für mich ganz stark mit dem Gleichwürdigkeitsprinzip, wie im ersten Teil beschrieben, dem Subsidiaritätsprinzip, welches ich hier im zweiten Teil erwähnt habe, und vor allem mit Dialogischer Führung zusammen. Dialogische Führung hat zum Ziel, die Selbstführung der Mitarbeiter*innen anzuregen, sie zu befähigen, „eine individuelle unternehmerische Disposition“ einzunehmen, damit sie in die Lage versetzt werden, das Unternehmen oder die Organisation in eigener Verantwortung mitzugestalten und ihren Beitrag zum Wandel leisten können. Somit soll wirksame bzw. fruchtbare Zusammenarbeit im gemeinsamen Dialog entstehen.

 

„Dialogische Führung arbeitet an der Frage, wie möglichst viele Mitarbeiter eines Unternehmens oder einer Organisation in eine individuelle unternehmerische Disposition gelangen und wie sie aus einer solchen heraus fruchtbar zusammenarbeiten können.“

Karl-Martin Dietz; Jeder Mensch ein Unternehmer.
Grundzüge einer dialogischen Kultur. (2008, 6)

 

 

Selbstführung & Coaching

 

Allgemein geht es hierbei um die grundsätzliche Selbstführung eines jeden Menschen und seine bzw. ihre Stärkung, Förderung und Ermächtigung zur Mündigkeit und selbstverantwortlichem Handeln sowie selbstorganisiertem und selbstbestimmten Arbeiten. Es geht bei Selbstführung darum, den Kontakt zu sich selbst nicht zu verlieren, und wenn ich ihn verloren habe, zu wissen, wie ich ihn wieder zurückerlangen kann. Wenn ich merke und feststelle, dass mir die Kraft fehlt und ich mich unmotiviert fühle, dann gibt es gut umsetzbare Methoden, um aus meiner gefühlten Kraftlosigkeit, meinem Mangel an Motivation oder einem Tief wieder in meine Kraft, Zuversicht & Stärke zu kommen.
Wenn mir momentan Klarheit fehlt, ich nicht weiß, wohin und wie ich mein Leben entwickeln kann, dann kann z.B. ein (systemisches) Coaching für Klarheit sorgen. In einem Coaching können wir dazu die Fragen klären: Wer bin ich? Was will ich eigentlich wirklich, wirklich (ganz im Sinne des New Work-Gedanken)? Was macht mich aus? Was genau, ist es, das mich einzigartig macht? Was treibt mich an? Wofür stehe ich?  

 

„Im Sinne der Dialogischen Führung werden diese Prozesse verstanden als Aktualisierungen der Erkenntnis- und Freiheitsfähigkeit des Menschen.
So aufgefasst ist Dialog einerseits eine bestimmte Art des miteinander Sprechens, aber es ist auch mehr: Eine Art des Umgangs miteinander, der die Selbstbestimmung des Einzelnen fördert. Hier wird Dialog verstanden als eine Art des Umgangs, bei dem sich die Beteiligten gegenseitig helfen, eigene Einsichten und Initiativen zu entwickeln. Insofern unterscheidet sich der Ansatz der Dialogischen Führung von solchen Dialogansätzen, die Dialog ausschließlich oder überwiegend als ein Kommunikationsinstrument verstehen. (…) Es geht letztlich darum, wie die freie, sich selbst im Ganzen orientierende Persönlichkeit wirksam werden kann. Führung wird immer mehr zur Selbstführung.“

WIKIPEDIA (letzter Zugriff: 28.01.2021)

 

Was ist für mich und für dich oder für euch daran wichtig? Was können wir daraus für unsere Arbeit und unseren Alltag bislang mitnehmen? Damit aus passiv betroffenen Objekten des Wandels und der Veränderung, kurz- wie langfristig aktiv gestaltende Subjekte werden bzw. sie es bleiben können, die selbstständig und eigenverantwortlich handeln und untereinander mit Respekt und Toleranz in Beziehung*en gehen, benötigen wir – dringender denn je – ein Klima der Vielfalt, der Akzeptanz des Andersseins und des wertschätzenden Dialogs und Umgangs im o.g. Sinne, damit wahrhaftige & gleichwürdige Teilhabe & Inklusion gelingen können.
Teilhabe an Möglichkeiten des Wandels, Teilhabe an herausfordernden wie spannenden Arbeitsaufträgen und der Gestaltung der Arbeits-Welt, Teilhabe an Kunst & Kultur und schlussendlich auch Teilhabe an der agilen, digitalen Transformation. Nur so, kann echte Teilhabe nach dem Gleichwürdigkeitsprinzip im Sinne von Jesper Juul gelingen!

Zudem geht es um eine neue Form von Beziehung: Nähe. Aber nicht um den Aufbau von Nähe als Marketingstrategie, sondern um nachhaltig einen Effekt und eine Veränderung im Verhalten und Umgang innerhalb der Gesellschaft und Wirtschaft herbeizuführen, der demnach bleibend & beeindruckend zugleich ist! Also es geht ganz sicherlich, um das Herstellen von echt erlebbarer und fühlbarer Nähe, mit Leichtigkeit im Kontakt und Freude und Lust an aufrichtiger Gestaltung von Be-ziehung sowie Zukunft der Arbeit & Welt.  

 

Was meint ihr, kann uns das gemeinsam in 2021 gelingen? Wie kannst du das Prinzip der Gleichwürdigkeit bereits in deinen Alltag und an deinem Arbeitsplatz, während der Zusammenarbeit mit Kolleg*innen und Kund*innen oder Partnern bewusster einfließen lassen?
Ganz ohne Druck, einfach mal machen und sehen, was passiert.
Wie fühlt sich das dann für dich an?

 

„Das Führen eines gleichwürdigen Dialogs lässt sich schnell lernen, sofern wir gewillt sind,
uns offen auf den Gesprächspartner einzulassen,
statt per se zu glauben, wir seien im Recht oder wüssten alles besser.“

Jesper Juul

 

Wie offen treten wir unserem Gesprächspartner gegenüber? Wie häufig lassen wir uns völlig unvoreingenommen auf den anderen wirklich ein? Schon einmal darüber nachgedacht? Und: Ist das immer möglich? In welchen Situationen gelingt euch das leichter und in welchen geht das gerade eben oder auch überhaupt nicht. Ist das dann nicht okay? Es ist okay, denke ich, weil es menschlich ist. Es ist aber auch okay, es wenigstens jeden Tag neu zu versuchen.  

 

In einer Partnerschaft, einer Liebesbeziehung, ist die zentrale Frage nach Jesper Juul, wie ein Paar Liebende bleiben kann, wenn das Familienchaos ausgebrochen ist, wie er es beschreibt. Juul betont, dass auch hier entscheidend sei, welche Art von Beziehung wir haben. Genau wie im Zusammenleben mit Kindern. Er fragt: Interessieren mich die Gefühle, Gedanken und Absichten meines Partners oder meiner Partnerin? Begegne ich ihm oder ihr mit Offenheit und Verständnis? Und bin ich bereit, mir die Bedürfnisse und Grenzen meines Gegenübers und vor allem auch meine eigenen klarzumachen? Wann ist eine Trennung der bessere Weg für die Erwachsenen, um weniger unglücklich zu sein und glücklich zu werden?
Juul schreibt, manchmal sei es wichtig, dass Eltern zuerst an sich denken, statt immer nur das Beste für die Kinder zu wollen. Fast immer profitiere letztendlich die ganze Familie davon. Und: Beziehungsglück ist Familienglück.

Die Qualität der Paarbeziehung entscheide über die Stimmung und Atmosphäre in der Familie. Ein wichtiger Schritt sei es nach Juul, als Erwachsene, sich seine eigenen Bedürfnisse und Grenzen bewusst zu machen und diese klar zu vermitteln. Mutter zu werden, Vater zu werden, Familie zu werden bedeutet demnach vor allem an sich selbst zu arbeiten und auch an seiner Liebesbeziehung. Juul regt u.a. an, sich konkret zu fragen:
Wer bin ich? Und wohin möchte ich – nicht nur als Mutter oder Vater, sondern auch als Frau und Mann und mit meinem Partner oder meiner Partnerin? Darüberhinaus gibt er weitere Anregungen und verdeutlicht, wie in einer liebevollen Partnerschaft, die Kommunikationsfähigkeit verbessert werden kann. Wichtig ist für mich hier vor allem, dass wir für uns selbst die Fragen klären, wer wir sind und was (oder auch wen und wie) wir wirklich wollen.    

 

 

Quick Note 2: Jesper Juul, dänischer Lehrer, systemischer Familientherapeut, Konfliktberater und Autor zahlreicher „Erziehungsratgeber“, wird als einer der Protagonisten, einer neuen, zukunftsorientierten Pädagogik angesehen. Neben anderen prominenten Autoren und Fachgrößen, wie z.B. dem Neurobiologen Gerald Hüther, dem Engländer Sir Ken Robinson, einem international geachteten Autor, Speaker und Erziehungs- und Kreativitätsexperten.  

Quick Note 3: Das Subsidiaritätsprinzip als grundlegender Bestandteil vieler moderner Gesellschaftsordnungen sieht vor, dass Aufgaben und Problemstellungen stets von der kleinsten möglichen Einheit bewältigt werden. Übergeordnete Instanzen greifen nur dann unterstützend (= subsidiär) ein, wenn es unbedingt erforderlich ist. Subsidiarität = Ein Problem wird auf der niedrigsten, möglichen Stufe gelöst.  

 

Buchempfehlungen:

  • Jesper Juul: Aus Erziehung wird Beziehung, 2005.
  • Jesper Juul: Was Familien trägt: Werte in Erziehung und Partnerschaft, 2006.
  • Jesper Juul; Knut Krüger: Dein kompetentes Kind: Auf dem Weg zu einer neuen Wertgrundlage für die ganze Familie, 2009.
  • Jesper Juul; Mathias Voelchert: Frau und Mutter, 2014.
  • Jesper Juul; Ingeborg Szöllösi: Mann und Vater sein, 2017.
  • Jesper Juul: Liebende bleiben: Familie braucht Eltern die mehr an sich denken, 2017.
  • Jesper Juul: Das Kind in mir ist immer da: Mein Leben für die Gleichwürdigkeit, 2018.

 

Zuversicht*

Zuversicht*

Was ich mich frage, worüber ich seit Tagen nachdenken musste ist Folgendes: Wie viel Kraft können wir aus der Zuversicht schöpfen und was hat das alles auch mit Resilienz – unserer psychischen Widerstandsfähigkeit – zu tun? Wie bleiben wir zuversichtlich in Zeiten der Corona-Pandemie? Was macht das mit mir, wenn der Lockdown noch 2-3 Monate anhält? Wie machen das die geborenen Optimisten unter uns, ihren fröhlich-positiven Geistes- und Grundzustand nicht zu verlieren? Was können wir anderen von ihnen lernen? Muss und will ich das überhaupt? Und: Wie stärkt positives Denken unseren Körper und unsere Seele? Wieso funktioniert das nachweislich so gut und was kann ich selber dafür tun, damit ich diesen Zustand häufiger aktivieren oder herstellen kann und er sich nicht so schnell „verflüchtigt“? Habt ihr auch schon einmal darüber nachgedacht? Die Wissenschaft sagt, wir müssen uns aktiv um die sinnstiftenden Faktoren in unserem Leben bemühen. Aber wo anfangen?

 

Womit fängst du heute an?

 

Psychologische Studien haben ergeben, dass positives Denken allein kein Garant für ein erfülltest Leben sei. Es ist sicherlich kein Allheilmittel, kann aber mehr Freude und Zuversicht im Leben bieten und den Fokus auf die positiven Aspekte lenken. Es ginge nicht darum, sich das Leben schön oder
schöner zu reden, als es ist. Das finde ich ziemlich beruhigend, da kann ich mich wiederfinden. Denn Schönfärberei ist meiner Ansicht nach Selbsttäuschung. Wie denkst du darüber? Wie ehrlich sind wir zu uns selbst und zu anderen, wenn es um die Frage z.B. geht: Wie geht es dir heute? Welche Reaktion oder Antwort erwarten wir von unserem Gesprächspartner? Er*Sie soll etwas sagen, aber bloß nicht die „Wahrheit“? Wollen wir die wirklich wissen? Ich schon, sonst würde ich nicht fragen.

Aber zurück zur Zuversicht und zum positiven Denken. Dabei geht es vor allem um die Fähigkeit, die eigenen Potenziale eher sehr positiv einzuschätzen und Niederlagen als vorübergehende Ereignisse zu sehen. Mir hilft es, mich immer wieder daran zu erinnern, dass ich in der Lage bin, Veränderungen, in scheinbar ausweglosen Situationen, zu bewirken. Es ist dann für mich ziemlich wichtig, wieder Kontrolle über meine eigenen Handlungsspielräume zurückzuerlangen. Das gibt mir Kraft und Zuversicht.
Und wie ist es bei euch? Wie gelingt euch das? Was macht ihr, um wieder mit Zuversicht nach vorne zu blicken? Was machst du konkret, um deine aktuelle Situationzu verbessern? Wie findest du wieder in Balance? Ein weiteres Ergebnis der Studien ist, dass man sich nicht zum Optimismus zwingen kann und sollte. Das ist doch unglaublich entlastend, wie ich finde. Kein Zwang zum Daueroptimismus, aber auch kein Verweilen im Schwarz- oder Dunkelsehen. Wie oft, hängt es von der (inneren) Balance, dem Verhältnis ab.

 

Ein zentrales Anliegen der Positiven Psychologie besteht darin, unser Selbstvertrauen zu stärken.

 

Wie und welche Interpretationsspielräume im Denken kann ich nutzen, um anders auf Dinge zu schauen? Ich versuche es mir so klar zu machen, es geht dabei um den ewigen „Tanz“ zwischen Nicht-Dramatisieren und Nicht-Übereuphorisieren. Es geht um ein „Dazwischen“. Die helleren Emotionen gehören ebenso wie die dunkleren zum Leben dazu. Wie ich mit beiden emotionalen Polen umgehe oder diese ausgleiche ist also entscheidend. Extreme sind extrem schlecht.


Feststeht allerdings, dass in der Zuversicht eine Menge an Kraft und einem unermesslichem Sog liegt, der uns nach Vorne pushen kann. Positive Gedanken stärken unsere Seele und unseren Körper. Die Frage ist nur, ob wir sie gezielt steuern können.

 

In gewisser Weise können wir unser Mindset oder „State of Mind“ und damit unsere Zuversicht steuern, indem wir versuchen, eine andere Perspektive einzunehmen und die Dinge, mit etwas Abstand, zu betrachten. Um das „Bild hinter dem Bild“ sehen bzw. das „große Ganze“ erfassen zu können, brauchen wir in der Regel diesen emotionalen Abstand, um unsere Gedanken und Emotionen zu sortieren und uns gefühlsmäßig und kognitiv positiv „aufzuladen“ und mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Dies können wir lenken, wenn wir innerlich einen Schritt aus der Situation heraustreten und unseren Fokus exakt in diesem Moment, also im Hier und Jetzt, verweilen lassen. 

Wie kann ich denn nun zuversichtlicher bleiben oder sein? Gibt es da einfache Methoden? Einige empfehlen z.B. Achtsamkeitsübungen und Yoga auszuprobieren, um fokussiert, ganz bei sich und im Moment zu sein und alles wahrzunehmen, was da ist und dann auch wieder gerne „verabschiedet“ werden darf. Ich kann aus eigener Erfahrung davon berichten, was mir gut tut, mich entspannt oder mir Hoffnung gibt. Gute Erfahrungen, quasi als Selbstcoachingerfahrungen, habe ich z.B. mit Journaling gemacht. Das ist die moderne Art des „Tagebuchschreibens“. In einer leeren Kladde, einem Notizbuch – einem so genanntem Bullet Journal – schreibe ich alle Ideen, Gedanken, Listen, aber auch Gefühle und: ganz wichtig! Erfolge auf, um sie immer vor Augen zu haben. Beim Journaling bin ich wieder mehr mit mir selbst in Verbindung, da mein Fokus auf mein eigenes Inneres und meine Gefühle gelenkt wird. Tatsächlich macht es mich glücklicher und zufriedener und letzten Endes auch zuversichtlicher.

Sehr gut funktioniert bei mir auch eine lange nicht mehr gehörte Vinyl aufzulegen und die unterschiedlichen, tieferen und höheren „Soundklänge“ und „Vibes“ zu spüren, die durch meinen Körper fliessen oder in der heißen Badewanne zu liegen und die Stille zu genießen. Manchmal gehe ich im Wald Laufen oder Spazieren und wundere mich, dass ich zwei Stunden unterwegs war, es sich aber nicht so angefühlt hat. Du musst selbst herausfinden, was dir gut tut, was deinen eigenen Bedürfnissen am ehesten und stimmigsten entspricht und womit du dich wohlfühlst. Das kann sich natürlich von Stimmung zu Stimmung ändern. Hauptsache ist, du findest etwas, was zu deinem Naturell passt. Sich zu etwas zwingen, was für dich nicht passend ist, macht keinen Sinn, da die Leichtigkeit und der Spass an der Sache fehlt. Was hierbei auch nicht verkehrt wäre. 😉

Es muss nichts Großes oder Aussergewöhnliches sein, oft sind es die „Kleinen Dinge“ und „Kleinen Schritte“, die eine entscheidende Wende im Denken, Fühlen und Handeln bewirken. Damit können wir schon eine Menge erreichen. Du wirst spüren, was dir persönlich gut tut und dem entsprechend handeln. Suche dir etwas, was dir Spass macht und Freude bereitet, wo du in eine positive Grundstimmung versetzt wirst oder wo du einfach einen positiven Vibe spürst und wieder mehr mit dir in Verbindung kommen kannst – mit deinem wahren Selbst. Und wenn du gerne in der Stille sitzt oder liegst und Nichts tust oder dabei die Decke anstarrst oder die Augen schließt und auf die Umgebungsgeräusche hörst, dann ist das völlig okay. Es ist okay, da du nichts erzwingen musst. Alles darf, nichts muss. Es kommt und es geht auch wieder. Finde deinen Weg. Die Zuversicht wird sich einstellen, wenn du „loslassen“ kannst und alte Gedanken, Glaubenssätze oder Erfahrungen und toxische Menschen/Gefühle aus deinem Leben entsorgst bzw. „in den gedanklichen Papierkorb“ wirfst und deine nicht ganz verheilten „Wunden“ heilst. Wie du das machen kannst? Self-care & Self-love wären denkbare erste, kleine nächste Schritte. 

Sei es über Sport, einem – virtuellen – Treffen mit deiner besten Freundin oder deinem besten Freund, dem Hören deines Lieblingsliedes – in voller Lautstärke, deiner Leidenschaft durch die Wohnung zu tanzen, spätnachts zu backen, in der Badewanne entspannt ein Glas Wein zu trinken oder durch die Verwirklichung und den Mut, etwas zu tun oder zu sagen, was jemand anderen eine große Freude bereitet. Da gibt es viele Dinge, die jede*r von uns tun kann, so denke ich, um Zuversicht zu steuern und somit dann auch zuversichtlicher, ja, leichter und optimistischer in die Zukunft zu blicken.

 

Probieren wir es einfach einmal aus. Am Besten fangen wir heute gleich damit an.

 

Humor ist mir, habe ich oft festgestellt, hilfreich dabei, dass ich hoffnungsvoller und positiver in die Zukunft blicke. Es entspannt mich sehr und lässt mich die Dinge gelassener sehen. Die Kunst besteht für mich darin, über mich selbst lachen zu können. Das macht mich stark und frei.

Wann hast du das letzte Mal über dich gelacht?

 

 

Quick Note: Resilienz (engl. resilience; lat. resiliere abprallen, sich zusammenziehen), bezeichnet in der Psychologie die Widerstandsfähigkeit eines Individuums, sich trotz ungünstiger Lebensumstände und kritischer Lebensereignisse erfolgreich zu entwickeln. Zum Ausbilden von Resilienz bedarf es stressreicher bzw. traumatischer Erfahrung. Resilienz manifestiert sich als eine Wiederherstellung normaler Befindlichkeit nach kritischen Ereignissen und schwierigen Umständen im Leben oder einem Schicksalsschlag. R. baut auf einer Vielzahl von Schutzfaktoren auf.
Es gibt einerseits personale Schutzfaktoren (biologische, kognitive und affektive Faktoren) und andererseits familiäre (die Bindungsqualität zu Geschwistern und der Zusammenhalt innerhalb der Familie mit dem Freiraum zur eigenen Entfaltung bspw.) und soziale (z.B. eine pos. Bindung zu einem Erwachsenen außerhalb der Familie und zu prosozialen Gleichaltrigen sowie die Qualität der besuchten Bildungseinrichtung). 

 

 

Warum das Prinzip der Gleichwürdigkeit im Arbeitskontext, Coaching, bei der digitalen Transformation, in Partnerschaften häufig einem Wunder gleicht und was Wandel und  New Leadership damit zu tun haben (1. Teil)

Warum das Prinzip der Gleichwürdigkeit im Arbeitskontext, Coaching, bei der digitalen Transformation, in Partnerschaften häufig einem Wunder gleicht und was Wandel und New Leadership damit zu tun haben (1. Teil)

Was du in diesem Artikel lesen wirst und warum mir das wichtig ist: Seit meiner Ausbildung zum systemischen Coach beschäftige ich mich mit der so genannten systemischen Haltung, die für eine*n systemische*n Coach hilfreich und authentisch-professionell zugleich ist. Mich fasziniert an der Haltung und Denkweise Jesper Juuls, dass er erfrischend anders, irgendwie „spielerisch leicht“ mit einer sehr lässigen humanen Note, verdeutlicht wie eine Beziehungsgestaltung auf Augenhöhe, die dann weniger konfliktgeladen, aber dafür ausgeglichener, zwischen Eltern und Kindern und zwischen Erwachsenen grundsätzlich aussehen kann. Das hat mich völlig überzeugt. Ich hoffe, du wirst dann auch überzeugt sein, dass es eigentlich gar nicht so schwer ist. Kommst du mit mir mit und wagst einen zunächst allgemeinen Einblick in Juuls „Gedankenwelt“? Ja? Wunderbar! Here we go!

Der dänische Lehrer, systemische Familientherapeut, Konfliktberater und Autor zahlreicher „Erziehungsratgeber“, Jesper Juul, hat den Wert der Gleichwürdigkeit geprägt. Es ist seine Wortkreation. Als systemischer Familientherapeut hatte sich Juul der Beziehung zwischen Eltern zu ihren Kindern gewidmet. Seine Analyse- und Betrachtungsweise lässt sich sehr gut auf andere gesellschaftliche Kontexte – wie den Businesskontext und in Partnerschaften – übertragen.

Folgende vier Werte helfen nach Juul, die Eltern-Kind-Beziehung sowie grundsätzlich alle sozialen Beziehungen allgemein, genauer zu betrachten und entwicklungsfördernd zu stärken:

 

  • Gleichwürdigkeit
  • Integrität
  • Authentizität
  • Verantwortung

 

Weitere begünstigende Schlüsselfaktoren, die für den Aufbau einer tragenden Beziehung auf „Augenhöhe“ und damit mit Gleichwürdigkeit von Bedeutung sind und eine unterstützende Rolle nach Juuls spielen: Das Selbstwertgefühl (das Erkennen des eigenen Wertes und das entsprechende Verhalten und Handeln nach diesem sowie ein Gefühl für sich Selbst zu entwickeln) und ein gesundes Maß an Selbstvertrauen zu entwickeln (2005; s.u.) und von der Subjekt-Objekt-Beziehung zur Subjekt-Subjekt-Beziehung zu kommen. Mir geht es hier speziell um den Wert der Gleichwürdigkeit. Er spielt aus meiner Sicht eine entscheidende Rolle für gelingende Kommunikation von Mensch zu Mensch – völlig egal, in welchem Setting dieses stattfindet.

Ob in face-to-face-Interaktionen oder digital, ob Eltern-Kind-Beziehung oder jegliche Form einer zwischenmenschlichen Beziehung, dies spielt gerade im Business-Kontext und in diesen Zeiten der digitalen Transformation eine bedeutende Rolle. Darauf gehe ich im 2. Teil des Artikels näher ein.
Im 2. Teil könnt ihr auch noch erfahren, wie die Gleichwürdigkeit als Prinzip mit den Bereichen New Leadership und Partnerschaften aus meiner Sicht zusammenhängt, was dies für den Wandel bedeuten kann und wieso es einem Wunder gleicht…

 

Eine wichtige Quintessenz aus seinem Buch: „Aus Erziehung wird Beziehung: Authentische Eltern – kompetente Kinder“ (2005) ist, dass Eltern, wenn sie einen aufrichtigen Dialog mit ihren Kindern wagen und authentisch mit ihnen kommunizieren, sie dann von Erziehung der Kinder zu einer wahrhaften Beziehung mit den Kindern kommen. Der authentische Dialog zwischen Eltern und Kindern ist hierbei der Schlüssel. Aus Erziehung wird Beziehung. Oder besser: Be-ziehung. Das meint, so viel wie: Ich beziehe mich auf dich. Und jetzt in diesem Moment, nur auf dich. Ich höre dir genau zu und bin für dich da. Ich höre genau hin, was du zu erzählen hast. In diesem Buch und den Interviews mit Ingeborg Szöllösi geht es um die Frage: „Wie kann aus Erziehung eine lebhafte, warme und tiefe Beziehung zwischen Eltern und Kindern werden?“ Jesper Juul hat versucht, Eltern zu vermitteln, dass wir Erwachsene müssen lernen, Kinder auf eine neue, sensiblere Weise zu sehen und ernst zu nehmen und auch störendes Verhalten in Botschaften zu übersetzen. Das heißt, in jedem vermeintlich störendem Verhalten liegt eine Beziehungsbotschaft indirekt enthalten, die wir nicht ignorieren oder abtun sollten als „störend“, sondern der wir nachgehen und Raum zum Ausdruck geben sollten.

Diese Erkenntnisse können wir, so denke ich, gut auf alle weiteren Lebensbereiche übertragen. Ein authentischer, offener Dialog, ein wertschätzendes, gleichwürdiges Gespräch auf Augenhöhe ist häufig, wenn wir darüber nachdenken und ehrlich zu uns selbst und mit anderen sind, wirklich der Schlüssel, meist der einzig „passende“, um in den Kontakt mit meinem Gegenüber zu kommen oder eine verfahren oder ausweglos scheinende Situation zu verändern. Jeder von uns hat bestimmt schon einmal die Erfahrung gemacht, dass so eine gerade beschriebene Begegnung zwischen zwei oder auch mehreren Menschen, also bei jedem zwischenmenschlichen Kontakt, im wahrsten Sinne des Wortes „wahre Wunder“ bewirken kann – und dies ist ausdrücklich nicht nur auf die Eltern-Kind-Ebene begrenzt!

Oder wie erlebt und seht ihr das? Kennt ihr Beispiele aus eurem Alltag, von eurem (virtuellen) Arbeitsplatz mit Kolleg*innen über Zoom oder Teams, in Partner- oder Freundschaften und natürlich eure eigenen Erfahrungen aus der Kindheit oder selbst als Eltern?
Mich interessiert eure Meinung, die ihr gerne mit mir teilen könnt. Austausch ist auch Be-ziehung und Austausch nach dem Gleichwürdigkeitsprinzip alles.

In einem Coaching-Setting kommt es zum Beispiel bei der Beziehungsdynamik zwischen Coach & Coachee auf eine gleichwürdige Beziehungsgestaltung im Wesentlichen an. Die Beziehungsqualität und das angestrebte symmetrische Beziehungsverhältnis werden vor allem durch dieses ausgewogene Maß an Gleichwürdigkeit zwischen beiden Gesprächspartnern bestimmt.

 

„Gleichwürdig bedeutet nach meinem Verständnis sowohl »von gleichem Wert« (als Mensch) als auch »mit demselben Respekt gegenüber der persönlichen Würde und Integrität des Partners. In einer gleichwürdigen Beziehung werden Wünsche, Anschauungen und Bedürfnisse beider Partner gleich ernst genommen und nicht mit dem Hinweis auf Geschlecht, Alter oder Behinderung abgetan oder ignoriert. Gleichwürdigkeit wird damit dem fundamentalen Bedürfnis aller Menschen gerecht, sehen, gehört und als Individuum ernst genommen zu werden

Jesper Juul;
Was Familien trägt: Werte in Erziehung und
Partnerschaft. (2006, 24; Hervorheb. IMSJ)

 

 

Das Prinzip der Gleichwürdigkeit im Coaching

 

Im Coaching bestimmt dieser Wert bzw. diese Haltung auch die Art, wie mein Coachee und ich als Coach miteinander umgehen und kommunizieren. Das ist mir – aus meiner professionellen Sicht und systemischen Haltung heraus – von meinem Coaching-Verständnis her, fundamental wichtig.
Es steht bei mir und meiner Arbeit an erster Stelle und definiert mich, wie ich mich und meine Arbeit sehe und begreife. Für mich ist gutes, wirksames und menschenzentriertes Coaching, geprägt von der Art & Weise der Beziehungsgestaltung und der Prozessgestaltung, als auch dem Prinzip der Gleichwürdigkeit. Nur dann ist – aus meiner Sicht – aktive Arbeit an der Situation in Richtung Wandel und Veränderung möglich. Nur dann, kann echte Wirksamkeit im Kontakt zwischen Partnern entstehen. Nur dann, fühle ich mich als systemischer Berater und Coach und insbesondere als Mensch so richtig frei, wirksam und erfüllt; nur dann, fühle ich mich als Coachee, als Person frei, wirklich gesehen und verstanden. Das Gefühl was, meiner Ansicht nach, entstehen und bleiben soll ist: Hier kann ich Ich sein, hier im Kontakt fühle ich mich sicher und frei, dass zu äußern, was mich wirklich im Innersten bewegt und was mich als Mensch – abseits meiner Rolle – sonst noch ausmacht. Hier darf ich sein. Ich und mein*e Anliegen werden ernst genommen, so wie ich bin, bin ich ok. Ich bin nicht hilflos der Situation ausgeliefert, ich kann sie jetzt aktiv ändern und den Ausgang der Situation neu bestimmen, die Richtung und die Perspektive wechseln und meine Geschichte „neu“ schreiben bzw. eine neue Narrative dafür entwickeln.

Beratung und Coaching auf Augenhöhe bedeuten demnach, dass ich immer wieder den Versuch unternehme, zwischen mir, in meiner Rolle als Coach/Berater, und dem Klienten bzw. Coachee stets Gleichwürdigkeit herzustellen. Ich reflektiere mich und meine innere Haltung regelmäßig darauf bzw. prüfe, wie ich in der Coachingbeziehung immer wieder erneut Gleichwürdigkeit erreichen kann, damit es eine ebenbürtige Beziehung bleibt, die ausbalanciert ist.
Ich frage mich, wie ich mit meinem Coachee oder Klienten wieder in die Gleichwürdigkeit kommen kann, wenn sich die Beziehungsdynamik während unseres Coachinggesprächs oder zwischen der nächsten Session verändert hat, so dass ein spürbares Ungleichgewicht entstanden ist, welches den „Flow“ des Beratungs- oder Coachingprozesses ungünstig „negativ“ beeinflussen kann.

 

Das ist eine Handlungsmaxime der ich in meiner Arbeit als Coach folgen werde und die ich erlebbar vermitteln möchte – mit Respekt & Achtung der Persönlichkeit, mit Leichtigkeit & Lachen, mit Feingefühl, Menschlichkeit, der Seele und wachem Geist.

 

Von Bedeutung bei Juuls Verständnis einer zwischenmenschlichen Beziehungsgestaltung nach dem Gleichwürdigkeitsprinzip, ist auch der wesentliche Unterschied, dass wir in der Interaktion mit anderen Menschen, sei es Arbeitskolleg*innen, Mitarbeiter*innen, Kund*innen, Kinder oder Partner und Freund*innen, von der Subjekt-Objekt-Beziehung zur Subjekt-Subjekt-Beziehung kommen. D.h. wir behandeln und sprechen mit unserem Gegenüber nicht mehr so, als ob es sich bei ihm oder sie um ein „willenloses“ oder „unmündiges“ Objekt handeln würde, welches wir nach unserem Willen, „von oben herab“ behandeln, mit sie*ihm sprechen oder „übergehen“ könnten.

Das Wesen einer gleichwürdigen Beziehung zeigt sich in der Anerkennung oder dem gleichermaßen Ernstnehmen der Wünsche, Anschauungen und Bedürfnisse beider Partner. Dabei heißt Anerkennung nicht Erfüllung, bedingungslose Akzeptanz, Konsenszwang oder Basisdemokratie, sondern den anderen als Menschen und Person zu achten, ihn zu hören und zu sehen (vgl. Juul, 2006). Es ist darum nicht zulässig, jemanden aufgrund seines Alters, Geschlechts, einer Behinderung oder Beeinträchtigungen herabzuwürdigen und sich über ihn hinwegzusetzen. Anerkennung ist DAS Grundbedürfnis, nach dem die meisten Menschen streben oder wofür viele von uns leben. Der Wert der Gleichwürdigkeit ist in Juuls Anschauung eine der zentralen Qualitäten zwischenmenschlicher Beziehungen. Juul beruft sich dabei einerseits auf seine langjährige familientherapeutische Erfahrung, andererseits auf Befunde der Bindungsforschung (Ainsworth & Bowlby, 1965; 1969; 2001).

Bemerkenswert finde ich auch in diesem Zusammenhang, dass Juul die Einschätzung verbalisiert hat, dass die Art und Weise, wie wir unsere Kinder behandeln, für die Zukunft der Welt von entscheidender Bedeutung ist (vgl. 2009). Kinder sind ja unsere Zukunft – und das vergessen wir nur allzu gerne. Darüberhinaus, so denke ich, kann man grundsätzlich festhalten, dass die Art und Weise, wie wir miteinander in jeglichen Kontexten umgehen, ebenfalls entscheidend zur Entwicklung und Zukunft der Welt – Arbeits-, Wirtschaft- und Lebenswelt – beiträgt. Noch nie zuvor waren wir in der Lage, so schreibt Juul, gleichwürdige Beziehungen zwischen Männern und Frauen sowie zwischen Erwachsenen und Kindern aufzubauen. Ich ergänze hier: Gleichwürdige Beziehungen zwischen Menschen aufzubauen.

 

 

„Die Forderung nach Gleichwürdigkeit impliziert aber auch Offenheit und Toleranz, erfordert eine generelle Akzeptanz von Verschiedenartigkeit, was bedeutet, dass wir einen Großteil unserer Vorstellungen, was richtig und falsch ist, überdenken und gegebenenfalls über Bord werfen müssen. Wir können nicht einfach eine Methode, durch eine andere ersetzen, genauer gesagt: Es reicht nicht aus, unsere Irrtürmer zu modernisieren.
Gemeinsam (…) brechen wir buchstäblich zu neuen Ufern auf.“

Jesper Juul;
Dein kompetentes Kind. (2009, 14f.)

 

 

Ist das nicht ein motivierender und versöhnender Ansatz und Gedanke von Jesper Juul? Das tolle daran ist, dass er sich sehr gut auf alle Lebensbereiche übertragen lässt, wie ich finde. Oder wie seht ihr das? Auf zu neuen Ufern, damit sich unsere Art der Beziehungsgestaltung in Arbeit & Leben, für die Zukunft der Arbeit & Welt endlich aufrichtig verbessert und noch lange nachhaltig positiv wirken und „nachklingen“ kann. Nach ihm müssen wir zu einer Form des Dialogs finden, „(…) der persönlich ist und auf der gleichen Würde des Einzelnen beruht.“ (2009, 15).

Hast du Lust auf einen weiteren Abstecher in diese wundersame Galaxie der „changing patterns“ und der Gleichwürdigkeit als Art und Umgangsweise, wie wir Beziehungen fruchtbarer gestalten können? Na, dann begleite mich in zwei Wochen noch ein Stück weiter…

 

… To be continued …

 

 

Mut zum Neuanfang: Nachträglich zum „Dreikönigstag“.

Mut zum Neuanfang: Nachträglich zum „Dreikönigstag“.

Mut brüllt nicht immer. Manchmal ist Mut die kleine Stimme
am Ende des Tages, die sagt, ich versuche es morgen noch einmal.“
Mary Anne Radmacher

 

 

„In diesem Leben ist jeder mutig, der nicht aufgibt.“
Paul McCartney

 

„Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?“
Vincent van Gogh

 

 

2021 ist jetzt 7 Tage alt. Vor 2 Wochen war Weihnachten. Obwohl in manchen europäischen Ländern erst am 6. Januar traditionell das eigentliche Weihnachtsfest mit „Bescherung“ – in Anlehnung an die königlichen Gaben – stattfindet.
In Spanien und Russland ist dieser Brauch z.B. üblich. In Deutschland wird mit dem Dreikönigstag gleichzeitig das Ende der Weihnachtszeit „eingeläutet“. Gefeiert wird er nur in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt.

 

Aber wieso beziehe ich mich jetzt auf die drei Sterndeuter aus dem Nahen Osten?
Was will die Autorin mir/uns damit sagen?

 

Woran ich erinnern möchte, ist eigentlich eine Botschaft, eine von vielen weiteren möglichen Botschaften, die hinter der Überlieferung liegt oder denkbar wäre. Die Magier oder Gelehrten haben einen neuen Stern am Firmament entdeckt, den sie deuteten, und der die Geburt des Messias ankündigte, weshalb sie zu ihrer Reise nach Jerusalem aufbrachen.

Um eine sinnbildliche Reise, eine Reise ins Unbekannte geht es mir hier. Für mich ist die Reise als Metapher bedeutsam. Ein neues Jahr hat begonnen, das alte, ziemlich herausfordernde, häufig kraftraubende und meist außergewöhnliche Jahr 2020 liegt seit Kurzem (zum Glück) hinter uns. Wohin wird die Reise gehen? Was darf gehen, was bleiben – im Sinne von bewahrt werden – und was darf sich gerne verändern?

Was haben wir aus 2020 gelernt und können wir nach 2021 transferieren? Wird nicht gesagt, dass hinter vermeintlichem Unglück ein versteckter Segen liegen kann? Und sind nicht meist Reisen, die Ereignisse, die unsere Leben vollkommen und reich an neuen Erfahrungen, Begegnungen, Sichtweisen wie Sinneseindrücken machen, die uns wachsen, entfalten und wesentlich, d.h. ganzheitlich, als Person verändern? Das geht während der Corona-Pandemie natürlich „nur“ gedanklich. Kann aber in ähnlicher Weise die Fantasie und Kreativität für neue Ideen und Projekte oder Aktionen anregen und damit auch unglaublich gut zur Veränderung der Arbeits-, Wirtschafts- und Lebenswelt beitragen. Wir werden in 2021, wie in 2020 auch geschehen, gemeinsam auf virtuelle Reisen gehen, um unsere Welten stärker untereinander zu verbinden, miteinander zu teilen und vielfältige Visionen und Innovationen austauschen. Zur Zukunft der Arbeit, die Abschaffung der Geschlechterungleichheit und Unterschieden nach Ethnie, Herkunft und Alter sowie Geschlechterrollenmuster (Geschlechterstereotype) in Partnerschaften und am Arbeitsplatz und vor allem die Klima- und Pflegekatastrophe.

 

Vieles ist denk- und machbar. Der Wille ist da, wir müssen es einfach machen. Nach dem Motto: Wollen ist krass, machen ist krasser!

 

In 2020 haben eine Menge Menschen die Bereitschaft und den Mut zur Veränderung und Aktion bewiesen. In Kleinem wie Großem.
Auch in 2021 gilt: Lasst uns gemeinsam dieses neue Jahr gestalten, damit es jetzt und später ein besserer Ort und eine gerechtere Welt wird! Wir dürfen nicht darauf warten, dass es ein anderer schon anpacken, angehen oder richten wird. Der*die andere*n wird*werden es tun, soviel ist sicher.

 

„Man sagt, heute sei Neujahr.
Punkt 24 Uhr sei die Grenze zwischen dem alten und dem neuen Jahr.
Aber so einfach ist das nicht. Ob ein Jahr neu wird, liegt nicht am Kalender, nicht an der Uhr.
Ob ein Jahr neu wird, liegt an uns.
Ob wir es neu machen, ob wir neu anfangen zu denken, ob wir neu anfangen zu sprechen, ob wir neu anfangen zu leben.“

Johann Wilhelm Wilms

 

Der Januar ist hervorragend geeignet, das neue Jahr weiter vorzubereiten, sich noch zu sammeln, um dann mit Zuversicht, Mut und Kraft mit dem wachsenden Licht loszulegen.

Kommst du mit? Bist du, bin ich, sind wir dabei, jetzt in 2021 mutig in den Neuanfang und Neustart voller Kraft, Energie und „Drive“ zu gehen und etwas Kleines oder Großes neu oder anders zu machen, was gut für dich, uns und die Gemeinschaft ist?

„Every journey starts with a small step. Let’s take a chance on our future. Are we able to open up our hearts and be vulnerable enough, to receive the greatest gift of mankind? What could it be? Don’t let fear or pride get in the way or hold us back for the wrong reasons. The effort and time are worth it! Tenfold.“ Isabel María Schunn Jaurrieta

 

 

error: Content is protected!