Was ich mich frage, worüber ich seit Tagen nachdenken musste ist Folgendes: Wie viel Kraft können wir aus der Zuversicht schöpfen und was hat das alles auch mit Resilienz – unserer psychischen Widerstandsfähigkeit – zu tun? Wie bleiben wir zuversichtlich in Zeiten der Corona-Pandemie? Was macht das mit mir, wenn der Lockdown noch 2-3 Monate anhält? Wie machen das die geborenen Optimisten unter uns, ihren fröhlich-positiven Geistes- und Grundzustand nicht zu verlieren? Was können wir anderen von ihnen lernen? Muss und will ich das überhaupt? Und: Wie stärkt positives Denken unseren Körper und unsere Seele? Wieso funktioniert das nachweislich so gut und was kann ich selber dafür tun, damit ich diesen Zustand häufiger aktivieren oder herstellen kann und er sich nicht so schnell „verflüchtigt“? Habt ihr auch schon einmal darüber nachgedacht? Die Wissenschaft sagt, wir müssen uns aktiv um die sinnstiftenden Faktoren in unserem Leben bemühen. Aber wo anfangen?

 

Womit fängst du heute an?

 

Psychologische Studien haben ergeben, dass positives Denken allein kein Garant für ein erfülltest Leben sei. Es ist sicherlich kein Allheilmittel, kann aber mehr Freude und Zuversicht im Leben bieten und den Fokus auf die positiven Aspekte lenken. Es ginge nicht darum, sich das Leben schön oder
schöner zu reden, als es ist. Das finde ich ziemlich beruhigend, da kann ich mich wiederfinden. Denn Schönfärberei ist meiner Ansicht nach Selbsttäuschung. Wie denkst du darüber? Wie ehrlich sind wir zu uns selbst und zu anderen, wenn es um die Frage z.B. geht: Wie geht es dir heute? Welche Reaktion oder Antwort erwarten wir von unserem Gesprächspartner? Er*Sie soll etwas sagen, aber bloß nicht die „Wahrheit“? Wollen wir die wirklich wissen? Ich schon, sonst würde ich nicht fragen.

Aber zurück zur Zuversicht und zum positiven Denken. Dabei geht es vor allem um die Fähigkeit, die eigenen Potenziale eher sehr positiv einzuschätzen und Niederlagen als vorübergehende Ereignisse zu sehen. Mir hilft es, mich immer wieder daran zu erinnern, dass ich in der Lage bin, Veränderungen, in scheinbar ausweglosen Situationen, zu bewirken. Es ist dann für mich ziemlich wichtig, wieder Kontrolle über meine eigenen Handlungsspielräume zurückzuerlangen. Das gibt mir Kraft und Zuversicht.
Und wie ist es bei euch? Wie gelingt euch das? Was macht ihr, um wieder mit Zuversicht nach vorne zu blicken? Was machst du konkret, um deine aktuelle Situationzu verbessern? Wie findest du wieder in Balance? Ein weiteres Ergebnis der Studien ist, dass man sich nicht zum Optimismus zwingen kann und sollte. Das ist doch unglaublich entlastend, wie ich finde. Kein Zwang zum Daueroptimismus, aber auch kein Verweilen im Schwarz- oder Dunkelsehen. Wie oft, hängt es von der (inneren) Balance, dem Verhältnis ab.

 

Ein zentrales Anliegen der Positiven Psychologie besteht darin, unser Selbstvertrauen zu stärken.

 

Wie und welche Interpretationsspielräume im Denken kann ich nutzen, um anders auf Dinge zu schauen? Ich versuche es mir so klar zu machen, es geht dabei um den ewigen „Tanz“ zwischen Nicht-Dramatisieren und Nicht-Übereuphorisieren. Es geht um ein „Dazwischen“. Die helleren Emotionen gehören ebenso wie die dunkleren zum Leben dazu. Wie ich mit beiden emotionalen Polen umgehe oder diese ausgleiche ist also entscheidend. Extreme sind extrem schlecht.


Feststeht allerdings, dass in der Zuversicht eine Menge an Kraft und einem unermesslichem Sog liegt, der uns nach Vorne pushen kann. Positive Gedanken stärken unsere Seele und unseren Körper. Die Frage ist nur, ob wir sie gezielt steuern können.

 

In gewisser Weise können wir unser Mindset oder „State of Mind“ und damit unsere Zuversicht steuern, indem wir versuchen, eine andere Perspektive einzunehmen und die Dinge, mit etwas Abstand, zu betrachten. Um das „Bild hinter dem Bild“ sehen bzw. das „große Ganze“ erfassen zu können, brauchen wir in der Regel diesen emotionalen Abstand, um unsere Gedanken und Emotionen zu sortieren und uns gefühlsmäßig und kognitiv positiv „aufzuladen“ und mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Dies können wir lenken, wenn wir innerlich einen Schritt aus der Situation heraustreten und unseren Fokus exakt in diesem Moment, also im Hier und Jetzt, verweilen lassen. 

Wie kann ich denn nun zuversichtlicher bleiben oder sein? Gibt es da einfache Methoden? Einige empfehlen z.B. Achtsamkeitsübungen und Yoga auszuprobieren, um fokussiert, ganz bei sich und im Moment zu sein und alles wahrzunehmen, was da ist und dann auch wieder gerne „verabschiedet“ werden darf. Ich kann aus eigener Erfahrung davon berichten, was mir gut tut, mich entspannt oder mir Hoffnung gibt. Gute Erfahrungen, quasi als Selbstcoachingerfahrungen, habe ich z.B. mit Journaling gemacht. Das ist die moderne Art des „Tagebuchschreibens“. In einer leeren Kladde, einem Notizbuch – einem so genanntem Bullet Journal – schreibe ich alle Ideen, Gedanken, Listen, aber auch Gefühle und: ganz wichtig! Erfolge auf, um sie immer vor Augen zu haben. Beim Journaling bin ich wieder mehr mit mir selbst in Verbindung, da mein Fokus auf mein eigenes Inneres und meine Gefühle gelenkt wird. Tatsächlich macht es mich glücklicher und zufriedener und letzten Endes auch zuversichtlicher.

Sehr gut funktioniert bei mir auch eine lange nicht mehr gehörte Vinyl aufzulegen und die unterschiedlichen, tieferen und höheren „Soundklänge“ und „Vibes“ zu spüren, die durch meinen Körper fliessen oder in der heißen Badewanne zu liegen und die Stille zu genießen. Manchmal gehe ich im Wald Laufen oder Spazieren und wundere mich, dass ich zwei Stunden unterwegs war, es sich aber nicht so angefühlt hat. Du musst selbst herausfinden, was dir gut tut, was deinen eigenen Bedürfnissen am ehesten und stimmigsten entspricht und womit du dich wohlfühlst. Das kann sich natürlich von Stimmung zu Stimmung ändern. Hauptsache ist, du findest etwas, was zu deinem Naturell passt. Sich zu etwas zwingen, was für dich nicht passend ist, macht keinen Sinn, da die Leichtigkeit und der Spass an der Sache fehlt. Was hierbei auch nicht verkehrt wäre. 😉

Es muss nichts Großes oder Aussergewöhnliches sein, oft sind es die „Kleinen Dinge“ und „Kleinen Schritte“, die eine entscheidende Wende im Denken, Fühlen und Handeln bewirken. Damit können wir schon eine Menge erreichen. Du wirst spüren, was dir persönlich gut tut und dem entsprechend handeln. Suche dir etwas, was dir Spass macht und Freude bereitet, wo du in eine positive Grundstimmung versetzt wirst oder wo du einfach einen positiven Vibe spürst und wieder mehr mit dir in Verbindung kommen kannst – mit deinem wahren Selbst. Und wenn du gerne in der Stille sitzt oder liegst und Nichts tust oder dabei die Decke anstarrst oder die Augen schließt und auf die Umgebungsgeräusche hörst, dann ist das völlig okay. Es ist okay, da du nichts erzwingen musst. Alles darf, nichts muss. Es kommt und es geht auch wieder. Finde deinen Weg. Die Zuversicht wird sich einstellen, wenn du „loslassen“ kannst und alte Gedanken, Glaubenssätze oder Erfahrungen und toxische Menschen/Gefühle aus deinem Leben entsorgst bzw. „in den gedanklichen Papierkorb“ wirfst und deine nicht ganz verheilten „Wunden“ heilst. Wie du das machen kannst? Self-care & Self-love wären denkbare erste, kleine nächste Schritte. 

Sei es über Sport, einem – virtuellen – Treffen mit deiner besten Freundin oder deinem besten Freund, dem Hören deines Lieblingsliedes – in voller Lautstärke, deiner Leidenschaft durch die Wohnung zu tanzen, spätnachts zu backen, in der Badewanne entspannt ein Glas Wein zu trinken oder durch die Verwirklichung und den Mut, etwas zu tun oder zu sagen, was jemand anderen eine große Freude bereitet. Da gibt es viele Dinge, die jede*r von uns tun kann, so denke ich, um Zuversicht zu steuern und somit dann auch zuversichtlicher, ja, leichter und optimistischer in die Zukunft zu blicken.

 

Probieren wir es einfach einmal aus. Am Besten fangen wir heute gleich damit an.

 

Humor ist mir, habe ich oft festgestellt, hilfreich dabei, dass ich hoffnungsvoller und positiver in die Zukunft blicke. Es entspannt mich sehr und lässt mich die Dinge gelassener sehen. Die Kunst besteht für mich darin, über mich selbst lachen zu können. Das macht mich stark und frei.

Wann hast du das letzte Mal über dich gelacht?

 

 

Quick Note: Resilienz (engl. resilience; lat. resiliere abprallen, sich zusammenziehen), bezeichnet in der Psychologie die Widerstandsfähigkeit eines Individuums, sich trotz ungünstiger Lebensumstände und kritischer Lebensereignisse erfolgreich zu entwickeln. Zum Ausbilden von Resilienz bedarf es stressreicher bzw. traumatischer Erfahrung. Resilienz manifestiert sich als eine Wiederherstellung normaler Befindlichkeit nach kritischen Ereignissen und schwierigen Umständen im Leben oder einem Schicksalsschlag. R. baut auf einer Vielzahl von Schutzfaktoren auf.
Es gibt einerseits personale Schutzfaktoren (biologische, kognitive und affektive Faktoren) und andererseits familiäre (die Bindungsqualität zu Geschwistern und der Zusammenhalt innerhalb der Familie mit dem Freiraum zur eigenen Entfaltung bspw.) und soziale (z.B. eine pos. Bindung zu einem Erwachsenen außerhalb der Familie und zu prosozialen Gleichaltrigen sowie die Qualität der besuchten Bildungseinrichtung). 

 

 

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